Arbeitszeitmodelle - Die Vor- und Nachteile

Flexible Arbeitszeitmodelle werden meist mit mehr Freizeit gleichgesetzt. Doch nicht in jedem Fall führt eine flexible Arbeitszeit zu weniger Arbeit, sie kann vielmehr den gegenteiligen Effekt haben.

Flexible Arbeitszeitmodelle – Vor- und Nachteile

Der "klassische" Acht-Stunden-Tag im Büro scheint vom Aussterben bedroht. Die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben, demografischer Wandel sowie die Globalisierung haben die Arbeitswelt nachhaltig verändert.

Jedes 4. von 5 Unternehmen setzt laut Bundesministerium für Bildung und Forschung bereits auf flexible Arbeitszeitmodelle, wie etwa Telearbeit oder Gleitzeit. Auch bei Arbeitnehmern sind die flexiblen Arbeitszeitmodelle beliebt. Die flexiblere Gestaltung der Arbeitszeit bietet für Arbeitnehmer neben Vorteilen aber oft auch Nachteile. Die folgende Tabelle zeigt Vor- und Nachteile der gängigsten Arbeitszeitmodelle auf einen Blick.

ArbeitszeitmodellErklärungVorteileNachteile
Gleitzeit
  • Arbeitszeit untergliedert in eine Kern- und Gleitzeit
  • Während Kernzeiten gilt für alle Anwesenheitspflicht
  • In Gleitzeit: Flexible Gestaltung der Arbeitszeit durch den Arbeitnehmer
  • Problemlos in vielen Branchen anwendbar
  • Weniger Stress für Arbeitnehmer
  • Weniger Fehlzeiten
 
Funktionszeit
  • Statt Kernzeiten innerbetrieblich festgelegte Funktionszeiten
  • In Funktionszeiten müssen alle Abteilungen funktionstüchtig sein
  • Bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie
  • Gesteigerte Motivation und Arbeitszufriedenheit
  • Motivierte Mitarbeiter sind produktiver
  • Eigenverantwortung der Mitarbeiter steigert das unternehmerische Denken
  • Arbeitnehmer stehen nicht immer und überall auf Abruf bereit
  • Gutes Teamwork durch eingespieltes Team erforderlich
Teilzeitarbeit
  • Beschäftigungsverhältnisse, bei denen die Arbeitszeiten unter der betrieblichen Durchschnittsarbeitszeit liegen
  • Wöchentliche Arbeitszeit in der Regel zwischen 10-15 Stunden
  • Arbeitshöchstspitzen werden abgefedert
  • Geringere Fehlzeiten, da Mitarbeiter private Termine besser wahrnehmen können
  • Mitarbeiter sind motivierter, produktiver
  • Bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf
  • Gewinn und Erhalt von Fachkräften
  • Erhöhter Planungsaufwand
  • Leicht erhöhte Verwaltungskosten
  • Erhöhte Fehler im Arbeitsablauf durch mehr Übergaben
  • Geringerer Verdienst
Altersteilzeit
  • Arbeitszeit verringert sich mit 55 Jahren um die Hälfte
  • Das Wissen der älteren Mitarbeiter bleibt dem Unternehmen erhalten
 
Kurzarbeit
  • Kurzfristige Verringerung der Betriebsarbeitszeit, um bei vorübergehendem Arbeitsmangel keine Mitarbeiter entlassen zu müssen
  • Im Regelfall zeitlich begrenzt auf 6 Monate
  • Oft nicht freiwillig
 
  • Psychische Belastung für Arbeitnehmer
  • Angst vor Arbeitsplatzverlust
Wahlarbeitszeit
  • Innerbetrieblich festgelegte Arbeitszeit ist in Module aufgegliedert
  • Die Mitarbeiter übernehmen einzelne Module
  • Möglich ist Teil- sowie Vollzeit
  • Arbeitnehmer können ihre Arbeitszeit, bei Lohnverzicht, reduzieren und damit flexibler gestalten
  • Überflüssiges Personal kann in Zeiten, in denen Flaute herrscht, eingespart werden
  • Bei erhöhtem Arbeitsaufkommen ist durch mehr Personal besserer Service möglich
  • Einsparung von Kosten
  • Weniger Entlassungen
  • Schwierig, unattraktive Arbeitszeiten zu besetzen
Vertrauensarbeit
  • Unternehmer vertrauen darauf, dass Mitarbeiter Aufgaben eigenverantwortlich  zu einer verabredeten Deadline erledigen
  • Keine Anwesenheitspflicht
  • Keine Erfassung der tatsächlich abgeleisteten Arbeitszeit
  • Arbeitsort sowie –zeit bestimmen die Arbeitnehmer selbst
  • Zeiten mit Leerlauf werden reduziert
  • Psychologischer Effekt: Mitarbeiter sind durch das Vertrauen motivierter, leistungsstärker
  • Unternehmen mit diesem Zeitarbeitsmodell werden positive Eigenschaften, wie Offenheit, Modernität, Innovationsgeist,  zugeschrieben
  • Erhöhte Wettbewerbsfähigkeit
  • Zu wenig Personal oder eine schlechte Arbeitsorganisation bergen die Gefahr von Mehrarbeit
  • Kultur des Vertrauens verlangt ein hohes Maß an Selbstorganisation seitens der Mitarbeiter
  • Stoßzeiten oder Flauten werden schlechter aufgefangen
Jahresarbeitszeit
  • Die Arbeitszeiten der Mitarbeiter werden an das Arbeitsaufkommen angepasst
  • Vor allem in saisonalen Branchen
  • Fällt je nach Saison weniger Arbeit an, haben die Mitarbeiter mehr Freizeit
  • Teilzeit oder Vollzeit
  • Weniger Überstunden
  • Wirkt Unterauslastung entgegen
 
Nacht-und Schichtarbeit
  • Wechselnde oder ungewöhnliche Arbeitszeiten
  • Verlängerung der Betriebszeiten
  • Ermöglicht eine 24 Stunden Produktion
  • Höhere Lohnzuschläge und damit teurer im Vergleich zu anderen Formen
  • Höheres Unfallrisiko
  • Schlechte Life-Work-Balance
Telearbeit
  • Arbeiten in den eigenen 4 Wänden
  • Die Angestellten arbeiten entweder komplett zu Hause oder abwechselnd im Büro und daheim
  • Arbeitseinsatz wird, unter Einhaltung von Terminfristen, frei gestaltet und organisiert
  • Erhöhte Produktivität und Motivation
  • Arbeitsräume werden eingespart
  • Längere Zeiten, in denen Unternehmen für Kunden ansprechbar sind
  • Beruf und Familie gut vereinbar
  • Keine langen Anfahrtswege
  • Schlechte Selbstorganisation führt zu Mehrarbeit, Nachtarbeit
  • Mitarbeiter, die ausschließlich im Home-Office sitzen, verlieren den Kontakt zu ihren Kollegen
Lebensarbeitszeit
  • Lebensarbeitszeitkonto, in dem Plusstunden für einen späteren Zeitpunkt angespart werden
  • Plusstunden können für eine frühere Verrentung oder ein Sabbatical-Jahr genommen werden
  • Vermeidung von Überstunden
  • Bessere Mitarbeiterbindung
  • Unternehmen kann flexibel auf Arbeitsspitzen und Täler reagieren
  • Problematisch im Falle von Insolvenz des Arbeitgebers
  • Gefahr, Stunden zu hamstern